Anhand des Ausmasses regionaler Unterschiede in der Inanspruchnahme der angebotenen Dienstleistungen kann man sich ein recht gutes Bild zur Qualität eines Gesundheitssystems machen. Frühere Arbeiten konnten mit der Methode der „Small Area Analysis“ (SAA) zeigen, dass die Häufigkeit von Hospitalisationen für orthopädische Operationen stark zwischen geografischen Regionen der Schweiz variiert (1-4). Für viele andere medizinische Eingriffen fehlen uns detaillierte Informationen dazu. Eine umfassende Beschreibung von geografischen Mustern der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen wird benötigt, um die Zukunft unseres Gesundheitswesens planen zu können, Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen zu beobachten, und um Basisinformationen für politische Entscheidungen zur Hand zu haben. Der Schweizer Atlas der Gesundheitsversorgung basiert auf den aktuellsten Daten des Bundesamts für Statistik.
Datengrundlage ist die schweizweite Datenerhebung aller Schweizer Spitäler (sog. medizinische Statistik der Krankenhäuser), die das Bundesamt für Statistik auf der Grundlage des Bundesstatistikgesetzes durchführt. Dieser Datensatz enthält Informationen zu Wohnort, Diagnosen und Behandlungen aller in der Schweiz stationär behandelter Patienten. Weitere Datenquellen sind die Krankenhausstatistik (Spitalstandort, Spitaltyp) und die Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (Populationsdaten).
Die anonymen Daten werden zur Berechnung von regionalen Differenzen der Hospitalisationsraten für verschiedene medizinische Interventionen mittels Small Area Analysis-Verfahren verwendet (2, 4-7). Die drei Hauptschritte der Bildung von Spitalregionen (engl. Hospital Service Areas, HSA) sind (2):
Für jede Versorgungsregion lassen sich vier Kennzahlen berechnen:
Auf der Basis dieser Kennzahlen werden Indices der Gesundheitsversorgung berechnet, mit denen sich die Variationen zwischen den Regionen darstellen lassen. Mit diesen Resultaten wurde der interaktive online Atlas der Schweizer Gesundheitsversorgung entwickelt, und weitere hypothesen-getriebene Analysen werden durchgeführt.
Die Raten wurden alters- und geschlechtsstandardisiert, d.h. Regionen mit unterschiedlichen demografischen Voraussetzungen wurden ‚korrigiert‘. Das ermöglicht nicht nur den Vergleich zwischen den Regionen, sondern auch den Vergleich über die Zeit auch in Fällen, wenn in einzelnen Regionen demografische Veränderungen stattgefunden haben.
Die standardisierte Rate wurde anhand der indirekten Methode wie folgt berechnet:
wobei
RIS = Alters- und geschlechtsstandardisierte Rate pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner
d = Summe der Fälle in der untersuchten Bevölkerung (pro Region k)
nij = Zahl der Personen in der Altersgruppe i der Geschlechtsgruppe j der untersuchten Bevölkerung (pro Region k)
Rij = Schweizerische Rate je 1000 Einwohnerinnen und Einwohner der Altersgruppe i und der Geschlechtsgruppe j
RCH = Rohe Rate der Standardpopulation (Schweiz)
Das Vertrauensintervall ist ein Mass für die Präzision der Schätzung. Es definiert Grenzen, innerhalb derer der Wert mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% zu finden ist. Die 95% Konfidenzintervalle wurden basierend auf einer Poisson-Approximation der Varianz der Rate berechnet (9, 10).
Gesamtvariation (observed variation) (s. auch Glossar):
Die Gesamtvariation berechnet sich nach folgender Formel (McPherson 1982):
mit
wobei
O: Anzahl beobachtete Fälle
E: Anzahl erwartete Fälle
k: Region (Spitalregion oder Kanton)
Systematische Komponente der Variation (systematic component of variation [SCV]): Die SCV basiert auf einem Modell, das zwei Komponenten der Variation unterscheidet:
Die SCV entspricht einem Schätzer des nicht-zufälligen Teils der Gesamtvariation. Sie ist allgemein als ein robustes Mass der Variation anerkannt und wird in vielen Projekten verwendet (z.B. Dartmouth Atlas).
Die Methode zur Berechnung der SCV basiert auf der Arbeit von McPherson (1982).
Zur Interpretation der SCV hat McPherson 1996 folgende Richtwerte vorgeschlagen: